wurde 1895 in Indien geboren und war das achte Kind eines brahmanischen Vaters. Als er sechs Jahre alt war, wurde er mit seinem Bruder auf der Straße beim Spielen mit Töpferwaren von einem Vertreter der Theosophical Society, einer mystischen Vereinigung, entdeckt. Der Mann war so beeindruckt von den beiden Brüdern, dass er sie zum Studium nach London schickte.
Zur gleichen Zeit war die Theosophische Gesellschaft dabei, eine neue Organisation namens "Star of the East" zu gründen. Ziel war es, alle Mystiker der Welt, die auf einen Messias warteten, unter einem Dach zu vereinen. Ohne zu zögern, setzte die Gesellschaft Krishnamurti an die Spitze dieser neuen Organisation und begann, ihn als universellen Lehrer der Welt, als künftigen erlösenden Guru, auszubilden und zu präsentieren.
Krishnamurti hielt zu dieser Zeit Reden und schrieb Bücher. Er reiste nach Paris an die Sorbonne, nach Kalifornien und in die Niederlande (wo er seine Sommer verbrachte). Der Tod seines Bruders in diesen Jahren traf ihn zutiefst und machte ihn sehr unglücklich. Gleichzeitig entfremdete er sich immer mehr von der übernatürlich ausgerichteten Theosophischen Gesellschaft und fühlte sich zunehmend unwohl mit der absurden Verehrung, die ihm seine Anhänger entgegenbrachten. Schließlich lehnte er 1929 die ihm zugedachte Rolle als Messias entschieden ab und löste die "Star of the East"-Bewegung auf.
Besonders bewegend fand ich damals, als ich mit 13 oder 14 Jahren seine Auflösungserklärung las:
"Ihr könnt jetzt eine neue Organisation gründen und darauf warten, dass jemand anderes kommt, um euch zu retten. Es interessiert mich nicht, wenn ihr euch neue Käfige baut, in die ihr euch einsperren wollt. Mein einziges Anliegen ist es, dass die Menschen zu bedingungsloser und absoluter Freiheit gelangen."
Er hing keiner Lehre, keiner Religion und keinem System an. In diesem Zusammenhang sagte er:
"Es gibt keinen Weg zur Wahrheit, keine Religion, keine Konfession."
Bis zu seinem Tod im Jahr 1986 im Alter von neunzig Jahren reiste er um die ganze Welt, hielt Vorträge, schrieb und gründete Schulen. Seine Reden, Interviews, Zeitungsartikel und Briefe wurden in zahlreichen Aufzeichnungen und Büchern gesammelt.
Habe ich meine innere Ruhe, meine fast nirvanagleiche Reife nicht zumindest ein Stück weit auch Krishnamurti zu verdanken?