Menchour
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Klischees der russischen Literatur
phylosopherilla #literatur
23.01.2025 - 17:46

Die armen Charaktere Dostojewskis gehören zweifellos an die Spitze. Doch Armut bedeutet hier nicht nur, dass kein Geld im Portemonnaie ist. Es handelt sich zugleich um eine seelische Verarmung, einen von Schuld durchzogenen Lebensweg, eine nicht enden wollende Gewissensprüfung. Und diese Last wird dich – sowohl geistig als auch körperlich – vermutlich zugrunde richten.

Kommen wir zu Tolstoi: Seine Gesellschaftskritik ist endlos. Nehmen wir zum Beispiel eine Ballszene. In diesem kleinen Ballsaal sind alle sozialen Schichten auf engstem Raum versammelt, und zwischen ihnen herrscht eine unglaubliche Spannung: Verrat, Korruption, Hass. Tolstoi sagt damit: "Seht her, diese Gesellschaft ist zutiefst verdorben!" Und seiner Ansicht nach sind es die reichen, aber unglücklichen Familien, die diese Verdorbenheit und Korruption anführen. Eine prachtvolle Villa, kristallene Kronleuchter, teure Pelze… aber jedes einzelne Familienmitglied ist auf seine Weise zutiefst unglücklich, und dieses Unglück strahlt in alle Richtungen aus. Kurz gesagt: Reichtum bringt kein Glück, besonders nicht in Russland und schon gar nicht in Tolstois Werken.

Die Helden, unsere Helden... Unabhängig von ihrer Bildung oder ihrem Beruf sind sie stets bereit, tiefgründige philosophische Gespräche zu führen. An einem Tisch versammelt, beginnt das Gespräch womöglich mit der Frage, ob Tee oder Wodka serviert werden soll. Doch keine zehn Minuten später diskutieren sie bereits über die "endlose Tragödie der menschlichen Seele" oder die "unerträgliche Schwere des Seins".

Aus der Unfähigkeit, aus diesen philosophischen Gesprächen einen klaren Schluss zu ziehen, entwickeln sie eine melancholische Stimmung, die niemals endet. Fragt man beispielsweise einen Charakter aus einem russischen Roman: "Wie geht es dir?", könnte die Antwort lauten: "Das Leben ist nichts, die Existenz ist Schmerz. Möchtest du Zucker in deinen Tee?"

Doch selbst Melancholie reicht diesen Figuren nicht. An diesem Punkt betritt die Bühne das Dreieck aus Wodka, Poesie und Tragödie. Wenn ein Mann in einem russischen Roman Wodka in der Hand hat, wird er entweder ein Gedicht rezitieren oder von einer Brücke springen. Eine dritte Möglichkeit gibt es kaum, oder sie ist die Ausnahme.

Diese Tragödien finden oft in der Liebe ihren Ursprung. Es gibt kein Entkommen. Das Schicksal hat seine Netze bereits gesponnen. Viele Charaktere verlieben sich tragisch und finden niemals zueinander. Liebesgeschichten enden entweder mit dem Tod oder in einem Drama à la: "Ich habe jemand anderen geheiratet, aber ich werde dich bis zu meinem Tod nicht vergessen." Ein Happy End? Was ist das? Kann man es essen oder in den Wodka mischen?

Ein weiteres, nicht ganz so wichtiges Klischee sind die langen Namen der Charaktere und ihre noch längeren Spitznamen. Gerade hat man einen Charakter wie "Avdotja Romanowna Raskolnikowa" kennengelernt, da wird sie plötzlich nur noch Romanowna oder Dunia genannt. Der Autor will dich offenbar absichtlich in ein Labyrinth im Kopf schicken.

Dann ist da noch die russische Geografie, die einen enormen Einfluss auf die Stimmung der Figuren hat. Russland ist das Land des ewigen Winters und der unendlichen Schneelandschaften. Ein Charakter, der vor zehn Seiten noch in einer warmen Hütte saß, kann sich plötzlich mitten in einem Schneesturm befinden und mit dem Tod tanzen. Im russischen Roman kommt der Sommer nie. Es gibt höchstens einen etwas weniger kalten Winter, und selbst dann kann man die Kälte beim Lesen am warmen Kamin spüren.

Züge und endlose Reisen sind ein weiteres typisches Motiv, das mit der Weite und Kälte der russischen Landschaft zusammenhängt. Charaktere steigen ständig in Züge, fahren irgendwohin, kommen von irgendwoher, oder es wird jemand erwartet, der mit dem Zug ankommt. Metaphorisch betrachtet fährt der Zug jedoch nirgendwohin – oder er existiert gar nicht. Für mich symbolisieren Züge oft existenzielle Reisen. Es sind Orte, an denen im kalten Waggon immer eine Zigarette angezündet wird, deren Rauch bitter aufsteigt, während die Figuren in der Einsamkeit der Reise versinken.

Diese Klischees sind endlos, doch trotz ihrer kalten, düsteren und herausfordernden Atmosphäre ist die russische Literatur ebenso faszinierend. Diese als Klischees bezeichneten Details sind von den Autoren meisterhaft und fein ausgearbeitet – einzigartige Juwelen, die sowohl die Gesellschaft als auch das Individuum tiefgründig analysieren. Sie halten uns einen Spiegel vor.
Gut, dass es sie gibt!


bringen sofort einige Bilder in den Kopf. Zuerst einmal könnte man denken, dass russische Schriftsteller oft in einem großen „Drama“-Kosmos schreiben, immer mit einer Atmosphäre von Krisen. Man könnte meinen, dass alle russischen Charaktere irgendwie in einer Depression stecken, aber das ist eigentlich nur ein Echo einiger weniger Autoren wie Tolstoi, Dostojewski und Turgenev, deren Werke diese existenziellen Themen vertiefen. Aber russische Literatur ist viel breiter und vielfältiger, als man denkt.

Ein weiteres Klischee ist die Vorstellung, dass Russen immer versuchen, mit Drama allem zu begegnen. Ein Charakter, der ständig mit dem „harten Leben“ kämpft und sich für soziale Gerechtigkeit oder Liebe opfert, scheint fast eine Tradition zu sein. Während wir also von Krisen, Drama, Tod und philosophischen Überlegungen hören, zeigt dieses Klischee auch eine verborgene Zeit, in der sich die russische Literatur auf vielfältigere Weise ausdrücken wollte.


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