Olive ist eine Figur, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Liebe und Trauer ohne Übertreibung und ohne sie zu einem „Spektakel“ zu machen, in aller Schlichtheit zu erleben. Aus diesem Grund empfindet sie die Gefühle und Lebensansichten anderer oft als nicht authentisch. Diese Haltung verleiht ihr tatsächlich viel Stärke und macht sie zu einer robusten Persönlichkeit. Gleichzeitig hat sie keinerlei Geduld für die künstliche Höflichkeit der modernen Gesellschaft. Olive versteht es, die Fassade, die Menschen oft um sich herum aufbauen, zu durchschauen (wie im Fall von Suzanne). Meiner Meinung nach ist sie die authentischste Figur der Serie. Es gibt solche Menschen wirklich, und ich glaube persönlich, dass sie voller Liebe sind. Der Regisseur hat diesen Aspekt bereits in den Szenen beleuchtet, in denen Chris als Kind krank war. Olive ist eine gute Person; sie möchte lediglich ihre tief empfundenen Emotionen schlicht ausdrücken, ohne die Echtheit dieser Gefühle zu verraten. Die moderne Gesellschaft und die von ihr geprägten Menschen, wie Chris, können dies jedoch nicht nachvollziehen.
Ein weiterer Charakter, der meine Aufmerksamkeit erregt hat, ist Ann. Auch sie ist realistisch gezeichnet und hat eine schwierige Vergangenheit. Ich denke, sie war in ihrer Ehe mit Chris aufrichtig. Sie hat vieles akzeptiert und gelernt, sich selbst und ihre Liebsten in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen. In der Ohrfeigen-Szene verliert sie, im Gegensatz zu Chris, nicht die Kontrolle über ihre Gefühle und versucht, die Methoden anzuwenden, die sie in der Therapie gelernt hat. Olive hingegen nimmt das Konzept der Therapie nicht ernst, was mit ihrer Generation zusammenhängt. Ann versteht das und versucht es auch Theo zu erklären. Sie tut ihr Bestes, so wie sie es kann, und das ist letztlich das Beste, was sie leisten kann. Chris hingegen behauptet zwar, seine Mutter vergeben zu haben, wählt jedoch weiterhin den Weg, sie schuldig zu sprechen. Dies hindert ihn daran, seine eigenen falschen Entscheidungen zu erkennen.
Die Serie hat mir sehr gefallen. Ich kann nicht auf alle Details eingehen, aber es ist eine Mini-Serie, die die Geschichten von Menschen erzählt, die weder völlig gut noch völlig schlecht sind, und die besonders das Thema Tod auf eine sehr einfühlsame Weise behandelt.