Damals – den Umständen der Zeit entsprechend – habe ich das sehr oft gemacht und es geliebt, wirklich!
Wenn wir zum Beispiel eine Hausaufgabe hatten, mussten wir recherchieren. Nicht so wie heute, wo 15 Leute dieselbe Aufgabe copy-paste machen und dann ganz ernst beim Lehrer abliefern: „Das ist meine Hausarbeit.“
Kein Scherz, damals hatte wirklich jeder eine eigene, originelle Arbeit. Ob es um ein historisches Ereignis ging, um die Bedeutung eines Wortes oder die Erklärung eines technischen Begriffs – wir gingen zu unserem riesigen Bücherregal zu Hause. Dort standen die Enzyklopädien alphabetisch geordnet, wie im Film glitten unsere Finger über die Buchstaben mit einem „Hmm...“, und dann zogen wir das passende Buch heraus mit einem „Ja, genau das!“.
Und es gab nicht nur eine Sorte Enzyklopädie – wir hatten verschiedene Ausgaben, weil jede Zeitung damals ihre eigene Reihe verschenkt hatte, und die wurden natürlich alle gesammelt.
Dann wurden 4–5 verschiedene Enzyklopädien auf dem Teppich ausgebreitet, eine nach der anderen mit großer Ernsthaftigkeit durchgelesen. Man holte weißes Papier, suchte aus jedem Buch unterschiedliche Sätze aus, fügte sie zu einem sinnvollen Ganzen zusammen – und so entstand eine großartige Hausarbeit. Ohne zu faulenzen schrieb man alles mit schöner Handschrift auf, und das Geschriebene wurde am Ende auch sorgfältig überprüft.
Und das Beste daran: Man vergaß diese Informationen nie.
Oft verlor man sich beim Recherchieren in völlig andere Themen, las weiter, sagte: „Krass, das wusste ich ja gar nicht!“ – und das mit gerade mal 10–12 Jahren. Ich persönlich habe mich nie gelangweilt oder beschwert – im Gegenteil, ich hatte richtig Spaß daran.
Ehrlich gesagt: Ich habe bei meiner Bachelorarbeit an der Uni weniger Aufwand betrieben.
Wenn mir heute im Job eine wirklich wichtige Aufgabe übertragen wird, so eine Sache von Leben und Tod, dann denke ich: „Puh, selbst für die Übersetzung bin ich zu faul... Gibt’s nicht irgendwo auf Deutsch ’ne gute Erklärung? Warte, ich kopiere das einfach und ändere ein paar Wörter, damit’s nicht so auffällt.“
Eigentlich hätten wir alle mal was Großes werden können – aber die #Technik hat uns verdorben.