Hör jetzt zu:
Der Mensch hinterlässt bei jeder existenziellen, kulturellen Handlung einen CO₂-Fußabdruck.
Aber auch der Kohlenstoff hinterlässt den Menschen.
Und zwingt ihn quasi, den Fußabdruck zu setzen – dieses schamlose Element.
Wenn es vor der letzten Reue noch Hoffnung gibt,
dann kann Moral, Ethik, Güte, Reife – ja sogar Transzendenz –
weder nur angeboren, noch rein erlernt, noch rein kulturell sein.
Sie nähren sich aus all dem, was möglich und wahrscheinlich ist.
Was darüber hinausgeht, bleibt dem Leben als gesichtsloser Mensch überlassen –
im Wechselspiel zwischen Leben und Mensch.
Wenn wir einen Tag vor dem Tod gut, erfüllt, weise, versöhnt sind –
dann haben wir das Boot in den Hafen gebracht,
die Bilanz abgeschlossen, als Kaufmann Gewinn gemacht.
Das Leben ist voller Schmerz*,
aber auch voller Möglichkeiten und Chancen.
Die Hoffnung auf eine späte Versöhnung und Ordnung des Lebens
wurde – glaube ich – in einem Roman von Lew Nikolajewitsch Tolstoi behandelt,
aber ich habe das Buch nicht gelesen und den Titel vergessen.
„Stil, Geschmack, persönliche Philosophie, Subjektivität, kulturelle Prägung, gelebte Erfahrung, Psychologie, Talent, berufliche Tricks: All diese Elemente sind Hinweise darauf, dass das Geschriebene von mir stammt – und erscheinen mir zugleich wie ein Käfig, der meine Möglichkeiten einschränkt.“
Italo Calvino – Wenn ein Reisender in einer Winternacht