Die Zeit fließt vorwärts. Für die anderen Raumdimensionen gibt es jedoch keine festgelegte Richtung: oben, unten, rechts, links, vorwärts und rückwärts.

Aber warum fließt die Zeit immer nur vorwärts? Oder warum ist der sogenannte Zeitpfeil nicht rückwärts gerichtet? Eine äußerst komplexe Frage, die in der Wissenschaft noch unbeantwortet ist.

Der Versuch, dies mit der Entropie zu erklären, ist keine wirkliche Lösung. Denn die Aussage, dass die Zeit vorwärts fließt, weil die Entropie nach dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik immer zunimmt, ist nicht wirklich befriedigend. Denn wenn die Zeit rückwärts liefe, würde ein zerbrochenes Glas wieder zusammengesetzt werden und die Entropie abnehmen – was jedoch unmöglich ist. Also muss die Zeit vorwärts fließen, oder? Aber ist die Zeit eine Funktion der Entropie oder die Entropie eine Funktion der Zeit? Und warum sollte die Entropie überhaupt ständig zunehmen?

Einige argumentieren in Kombination mit dem Urknall folgendermaßen: Das Universum (oder der Punkt, aus dem es entstand) war zum Zeitpunkt t = 0 extrem geordnet und in einem einzigen Punkt konzentriert. Wenn sich das Universum ausdehnt, nimmt diese ursprüngliche Ordnung ab, und daher steigt die Entropie kontinuierlich. Aber warum expandiert das Universum überhaupt? Und Expansion bedeutet Bewegung – und Bewegung erfordert Zeit. Wir sind also wieder beim Problem der Zeit.

Manche schlagen als Lösung das Blockuniversum-Modell vor. Doch dabei muss man Konzepte wie Religion, Strafe, Belohnung, Himmel und Hölle ausklammern. Denn in diesem Modell verliert free will, der freie Wille, jede Bedeutung. (Nicht, dass man für die Nichtexistenz des freien Willens dieses Modell bräuchte – das ist ein eigenes Thema.)

Aber was bedeutet Blockuniversum? Es beschreibt ein vierdimensionales Modell, in dem Raum (3D) und Zeit (1D) zu einer Einheit verschmelzen. So wie ein Raum statisch existiert und sich nicht verändert, existiert auch die Zeit als Ganzes – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind gleichzeitig da. Vergleichen wir das Universum mit einem Filmstreifen: So wie alle Einzelbilder des Films unabhängig von der aktuellen Szene immer existieren, existieren auch alle Zustände des Universums gleichzeitig. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind immer vorhanden – sozusagen eingefroren wie ein 4D-Block.

Was bedeutet das? Dass der Zeitfluss für uns nur eine Illusion ist.

Wie wir ihn wahrnehmen? Durch unser Gedächtnis. Stellen wir uns eine Welle im Meer vor, die auf uns zukommt. In kurzen Zeitintervallen scheint sie sich zu bewegen. Aber wir erkennen ihre Bewegung nur, weil wir uns an ihre früheren Positionen erinnern. Wir speichern diese Eindrücke – sei es temporär oder dauerhaft – in unserem Gedächtnis. Und wo befindet sich dieses Gedächtnis? Im dreidimensionalen Raum. Es ist eine molekulare und räumliche Struktur. Unsere Wahrnehmung des Zeitflusses entsteht durch die Veränderung der molekularen Zustände unseres Gehirns. Ein beängstigender Gedanke, nicht wahr?

Natürlich gibt es viele andere Theorien darüber, warum die Zeit fließt. Aber eines bleibt sicher: Sie fließt. Und vielleicht werden wir die Zeit mit der Zeit besser verstehen.