Die Verwandlung eines Menschen, der seine „gute“ Identität aufgibt und zu einem rücksichtslosen Menschen wird, verdeutlicht die Komplexität der menschlichen Natur und der Lebenserfahrungen. Diese Veränderung ist niemals das Ergebnis eines einzigen Ereignisses oder einer einzigen Entscheidung; vielmehr entsteht sie aus den Wunden, die sich in der inneren Welt eines Menschen ansammeln, und aus der harten Realität der äußeren Welt.
Ein guter Mensch lebt in der Regel auf der Grundlage von Liebe und Empathie. Seine Hoffnungen auf das Leben, sein Vertrauen in andere und sein Glaube an sich selbst machen ihn zu einem Lichtstrahl für seine Mitmenschen. Doch das Leben ist nicht immer ebenso großzügig. Mehrfache Traumata, Verrat oder unaufhörliche Schwierigkeiten können dieses Licht auslöschen. Hier stellen sich zwei grundlegende Fragen: „Soll ich Mauern um mich herum errichten, um mich zu schützen?“ oder „Kann ich trotz all dieser Schmerzen gut bleiben?“
Jede Herausforderung hinterlässt Spuren in der Seele eines Menschen. Manchmal lösen diese Spuren Abwehrmechanismen aus. Ein emotional erschöpfter Mensch neigt irgendwann dazu, sich selbst zu schützen, indem er eine härtere Haltung einnimmt. Der Hauptantrieb dahinter ist die Angst, erneut verletzt zu werden. Wie Friedrich Nietzsche sagt: „Angesichts der Schwierigkeiten des Lebens erschafft der Mensch eine neue Identität, um zu überleben.“ Diese Identität kann den Menschen jedoch mit der Zeit von seinem wahren Selbst entfremden.
Rücksichtslosigkeit bedeutet nicht nur eine Härte gegenüber anderen, sondern auch einen Verrat an den eigenen inneren Werten. Ein Herz, das einst voller Empathie war, reagiert nun mit kalter Gleichgültigkeit auf dieselben Situationen. Doch hinter dieser Haltung verbirgt sich oft ein tiefer Konflikt. Ein Mensch, der seinen inneren Frieden verloren hat, trägt in sich ungelöste Traumata, aufgestaute Wut und Ängste. Rücksichtslosigkeit wird zu einer Art, wie er versucht, seine eigenen Wunden zu heilen.
Auch wenn es verständlich ist, dass ein guter Mensch angesichts von Schwierigkeiten verhärtet, ist diese Verwandlung nicht unausweichlich. Der Mensch kann aus seinen Schmerzen lernen und mit einem tieferen Verständnis von Güte neu geboren werden. Wie Albert Camus sagt: „Schmerz ist der größte Lehrer des Menschen.“ Dieser Lehrer kann einen Menschen zu einem tieferen Verständnis führen. Dafür ist es jedoch notwendig, dass man sich selbst konfrontiert und seine Schmerzen nicht unterdrückt, sondern annimmt.
Rücksichtslosigkeit ist eine Wahl. Und wenn ein Mensch diese Wahl trifft, betrifft sie nicht nur ihn selbst, sondern auch alle um ihn herum. Doch wie jede Veränderung kann auch diese umgekehrt werden. Wie Victor Hugo sagt: „Der Zweck des Lebens liegt darin, anderen Mitgefühl zu zeigen.“ Dieses Mitgefühl müssen wir zuerst uns selbst entgegenbringen, bevor wir es in die Welt tragen. Empathie, Güte und Vergebung geben einem Menschen die Möglichkeit, sich selbst wiederzufinden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verwandlung eines guten Menschen in einen rücksichtslosen eine Reaktion auf die unvermeidlichen Schwierigkeiten des Lebens ist. Doch diese Reaktion muss nicht das letzte Kapitel sein. Güte ist eine Tugend, die gelernt und gelebt werden kann. Aus unseren Schmerzen können wir lernen, uns neu formen und lernen, das Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Denn am Ende ist es die Kraft von Liebe und Empathie, die den Menschen wirklich menschlich macht.