Das kam mir heute Morgen, als ich Kaffee gemacht habe. Glaub mir, es passiert, wenn du es am wenigsten erwartest, meine Liebe.
Plötzlich wurde ich wütend auf mich selbst. „Idiot, du bist vierunddreißig Jahre alt, nächstes Jahr fünfunddreißig, und in fünf Jahren sogar vierzig. Du kannst doch nicht mehr auf nüchternen Magen Kaffee trinken!“ So eine plötzliche Wut überkam mich. Klar, ich hatte es längst akzeptiert, dass ich nicht mehr wie früher trinken kann. Oder dass wir in Berlin in den späten Zwanzigern aufhören mussten, mit allen von Pub zu Pub zu ziehen, die Morgensonne mit leerem Blick zu begrüßen und uns Würste in die Münder zu stopfen. Die Pandemie hat dem ein Ende gesetzt. Und aus der Pandemie sind wir alle irgendwie zehn Jahre älter herausgekommen und haben „Mein Zuhause, mein Zuhause“ gesagt. Aber das heute hat mich doch irgendwie getroffen.
Sogar das Thema Gewicht hat mittlerweile nichts mehr damit zu tun, ob ich die Kleidung tragen kann, die ich möchte. Denn das ist eine Wahl, eine Entscheidung, ein Wunsch... Aber jetzt? Jetzt ist alles eine Notwendigkeit, eine Investition in die Zukunft. Versuch mal, nicht abzunehmen – dann leidest du. Versuch mal, keinen Sport zu machen – dann leidest du. Die Zeiten, in denen meine einzige Begründung für ein Dessert war, dass ich einfach Lust darauf hatte, scheinen wohl vorbei zu sein.
Mit dem Schrecken „Oh mein Gott!!! Ich werde alt?“ schüttete ich den Kaffee weg, bereitete mir ein gesundes Frühstück zu und kaute es gründlich. Dabei bestellte ich Kollagenpräparate. Es war zwar deprimierend, aber langfristig ist es wohl besser so.