ist schwierig – sie ist weder wie ein #Roman noch wie ein #Gedicht. Sie ist ein eigenständiges #Genre, ein #Lied, ein #Gesang, eine #Melodie...
Nicht jeder kann eine Kurzgeschichte schreiben. Von außen wirkt es leicht: „Was ist schon dabei, ein paar Seiten zu schreiben?!“ – aber man kann nicht all die Bedeutungen, all die Menschen in zwei Seiten fassen.
Die Kurzgeschichte ist dicht – jeder Satz hat seinen eigenen Geschmack. Sie ist wie frisch gepresster Orangensaft. Sie ist nicht in einen Karton gezwängt, enthält keine Zusatzstoffe, kein Wasser wurde hinzugefügt, um sie zu strecken.
Sie ist rein; mit jedem Schluck schmeckt sie besser. Die meisten Romane werden mit Wasser gestreckt, verlieren ihre Reinheit. Die Sätze, die sich endlos dehnen, um Länge zu gewinnen, vergessen die Punkte und schmücken sich mit Kommas...
Die Kurzgeschichte ist still. Trotz der sengenden Sonne ist sie wie das Liegen unter einem Olivenbaum – kühl und wohltuend.
Jedes einzelne Haar ist schön an ihr. Wenn der Roman wie ein geflochtener, wirrer Zopf ist, dann ist die Kurzgeschichte das frei gelassene Haar – wunderschön. Und wenn der Wind weht, bringt er ihren Duft mit sich.
Die Kurzgeschichte ist wie jener Moment in der #Kindheit, wenn wir in die Sonne blickten und das Gesicht verzogen. Wenn man sie zum ersten Mal sieht, blenden einen ihre Strahlen, man kann nicht hinsehen – aber man weiß nicht, dass sie selbst die Sonne ist.
Wenn sie ihre Hände auf dein müdes und gebrochenes Herz legt, willst du nirgendwo anders sein. Die Kurzgeschichte ist wie eine Medizin. Du verlierst dich beim Lesen in ihr, und findest dich dann wieder. Jedes Mal ein neues Verlorensein, jedes Mal ein neues Wiederfinden von Anfang an.
Wenn das Gedicht die Melancholie ist, dann ist die Kurzgeschichte das Lächeln.
Wenn der Roman die Anspannung ist, ist die Kurzgeschichte die Leichtigkeit.
Wenn der Roman eine Möwe aus Holz ist, die bei jedem Windstoß schneller mit den Flügeln schlägt, aber nirgendwohin kommt – dann ist die Kurzgeschichte die Möwe selbst. Sie breitet ihre Flügel aus zur #Freiheit – unabhängig vom Wind, von der Welt und den Menschen.
Sie ist wie der Tee am späten Nachmittag, mit einem Keks, frisch aus den Händen der Mutter.
Sie ist nächtelanges Nachdenken – über das eigene Sein, über dessen Sinn... Zehn Leben für jemanden führen, der noch gar nicht weiß, dass man es für ihn tut.
Bei jedem dieser Leben daran zu zerbrechen, es vorherzusehen – und sich innerlich zu zerfleischen.
Die Kurzgeschichte ist mein erster Schmerz, meine erste Aufregung, Traurigkeit, Freude, Sehnsucht.
Wenn „Kurzgeschichte“ ein Name wäre, wäre es der passendste, der schönste, der liebenswerteste. Der schönste aller Namen, die bedeutendste aller Bedeutungen.
Meine Kurzgeschichte – eine Schönheit mit dunkler Haut, tiefschwarzem Haar und vollen Lippen. Jedes Mal aufs Neue zum #Verlieben. Besitzerin von #Herz und #Seele...